gedunkelte Brüche
2000
für
Viola d’amore
In “GEDUNKELTE BRÜCHE” werden die instrumentspezifischen
Eigenheiten der Viola d’amore kompositorisch genutzt,
um eine dem Stück eigene Klanglichkeit - als
Resultat des Zusammenwirkens zwischen gespielten Saiten und
Resonanzsaiten - entstehen zu lassen. Dabei nimmt
der “Energieaufwand” für das Erzeugen von Resonanzen mit der
“Entfernung” (das komplexer werdende Proportionsverhältnis)
zwischen gestrichenen Saiten und den Resonanzsaiten
zu.
Die Möglichkeit der “Umdeutung” der Relationen
zwischen gestrichenen/ gezupften Saiten und der Resonanzsaiten als
Ausdruck der “Tiefenschärfe”. Dadurch bestimmt
und verändert sich das Verhältnis Vordergrund - Hintergrund ständig
neu. Gleichzeitig eröffnet sich durch die
Verstärkung und die Verhallung der Resonanzsaiten - auch der gestrichenen
Saiten - die Möglichkeit, den umgebenden Raum
ebenfalls als eine zeitlich veränderbare, dynamische, Größe
zu
behandeln. Andererseits wirkt die Qualität
wie auch die Quantität der “gezeichneten” Raumkurven auf die
Klangästhetik des Stückes ein. Auch auf
dieser - räumlichen - Ebene findet eine “Koordinatentransformation”
statt,
d.h. auch hier wird das Verhältnis Vordergrund
- Hintergrund immer wieder neu definiert.
Die “Darstellung” von Proportionsverhältnissen
zwischen gestrichenen Saiten und Resonanz-saiten führt mit
zunehmender Komplexität zu einer “Verdunkelung”
der Harmonik, d.h. die Harmonik kristallisiert sich zunehmend
schwerer heraus. Die Übergänge der “Verdunkelungen”
sind dabei als Schnittstellen oft bruchhaft, wobei sich der Grad
der Bruchhaftigkeit aus dem unmittelbar Vorangegangenen
und dem unmittelbar Folgenden - als ästhetische
Entscheidung - bestimmt.